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welsÜberregionales | Wirtschaft | 31.12.2020

Die heimischen Bauern läuten die Saison kräftig ein

Aktuell Saisonstart der "Heurigen"

Juni 2023 – Mit etwas Verspätung konnten die heimischen Bauern den Saisonstart der „Heurigen“ ankündigen, die Erdäpfel gibt es dann im Spätsommer. Regina und Bernhard Mayer luden deshalb auf ihren besuchenswerten Vielfalthof in Fraham nahe Eferding ein. Mit dabei auch die heimische Erdäpfel-Prinzessin Klara Kraxberger (Bild).
Die Pflanzung erfolgte mit Ende März 14 Tage später als in durchschnittlichen Jahren. Der kühle April und teilweise auch Mai trugen zudem zu einem verzögerten Start bei. Die überdurchschnittlichen Regenmengen setzten den Erdäpfel-Kulturen zusätzlich zu.
Die warmen Tage der letzten drei Wochen haben die Verzögerung von 14 Tagen auf circa eine Woche reduziert. Die Wetterextreme bedeuten jedoch auch geringere Erträge um etwa 20 bis 30 Prozent durchschnittlich.
LK-Präsident Franz Waldenberger und Erdäpfelsprecher Martin Paminger erläuterten die Schwierigkeiten beim Anbau. Die feuchte Witterung führte heuer auch dazu, dass in Oberösterreich fast alle Späterdäpfel erst ab Mitte Mai gepflanzt werden konnten. Auch in der ersten Juni-Woche gab es noch Pflanzungen, so spät wie noch nie. Meist erfolgt der Anbau bis Ende April.
„Dieser späte Pflanzzeitpunkt ist auch mit Gefahren verbunden. Der Erdapfel ist eine Langtagespflanze, das heißt, die Pflanzen brauchen für das Wachstum von unterirdischen Sprossen die Zeit vor der Sonnenwende. An diesen Sprossen entstehen die jungen Knollen. Pro gepflanztem Erdapfel entstehen in der Regel ca. zehn bis 15 junge Knollen. Wird zu spät gepflanzt, entwickeln sich deutlich weniger Knollen“, erläuterte Franz Waldenberger, Präsident der Landwirtschaftskammer OÖ, der selbst auf seinem Hof in Pennewang Erdäpfel anbaut und direkt vermarktet.
Reduktion durch Trockenheit und Schädlinge
Die Anbauflächen von Erdäpfeln in Österreich sanken in den letzten zwei Jahren deutlich. Auch die heimischen Bauern haben die Flächen reduziert. Im Vergleich zum Jahr 2022 um fünf Prozent, im Vergleich zum Jahr 2021 blieben die Flächen jedoch stabil. Derzeit werden in OÖ auf 1.030 Hektar Erdäpfel angebaut. Der Anteil der biologisch produzierten Erdäpfel beträgt 207 Hektar und damit bereits über 20 Prozent.
Die Ursachen sind im Klimawandel und bei der deutlichen Reduktion von Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen zu finden. Diese Gründe führen zu enormen Ertragsschwankungen. Je nach Anbaugebiet und saisonalen Bedingungen liegen die Erträge zwischen 25.000 und 50.000 Kilogramm pro Hektar. Unter ca. 38.000 bis 40.000 Kilogramm Ertrag pro Hektar ist der Anbau bei durchschnittlichen Erzeugerpreisen nicht mehr wirtschaftlich.
Die „Heurigen“ sind typisch österreichisch
So wie das Wiener Schnitzel und der Kaiserschmarren ist auch der „Heurige“ eine rein österreichische Spezialität. Österreicher schätzen dessen Besonderheiten: frühreif, zart und mit schuppiger, loser Schale.
Klein, leuchtend gelb und mit intensivem, nussigen Geschmack – so charakterisieren sich die ersten Heurigen, die in Oberösterreich nur im Eferdinger Becken und im Machland geerntet werden. Die anderen Regionen beginnen klimatisch bedingt dann in Folge ab Anfang/Mitte August mit der Erdäpfelernte.
Anfang März gepflanzt und mit Vlies oder Folie bedeckt wird der Heurige bereits in den ersten Juni-Tagen geerntet, und zwar 70 bis 90 Tage nach der Pflanzung. Die mittleren und spät reifenden Erdäpfelsorten brauchen 150 bis 170 Tage, bis sie geerntet werden können.
Die frühreifen Knollen sind klein und nur mit einer zarten Schale bedeckt. Diese Schale löst sich meist beim Waschen. Dadurch ist die Haltbarkeit eingeschränkt, auf ca. zehn bis 14 Tage im Gemüse-Kühlfach des Kühlschranks.
Diese Besonderheit sieht der europäische Handel, bei dem die Haltbarkeit ein wichtiges Kriterium ist, als Manko. Deshalb werden z.B. in Deutschland nur noch ausgereifte Erdäpfel vermarktet, weshalb dort wesentlich mehr ausgereifte Erdäpfel als in Österreich, hauptsächlich aus Spanien und Ägypten, importiert werden.
Die Heurigen schmecken nussiger und würziger als Späterdäpfel, der Wassergehalt in der Knolle ist höher. Daher gibt es auch keine mehligen Früherdäpfel. Die Erdäpfelbauern empfehlen die Heurigen nicht zu schälen. Es würden dadurch wichtige Mineralstoffe weggeschält. Die Zeit der „Heurigen“ im Handel und Ab-Hof bei den Bauern ist beschränkt, da sie nur bis Ende Juli als Heurige vermarktet werden dürfen.
Verwendungs-Tipps. Heurige Erdäpfel werden auf vielfältige Weise in der Küche verwendet. Sie eignen sich hervorragend für Salate, als Beilage zu Fleisch- und Fischgerichten oder als Hauptzutat in Kartoffelaufläufen. Auch als Jause mit Butter, Gemüse, Kräutern oder Dip finden sie immer mehr Einzug in die heimische Küche.
Eine der in Oberösterreich erfreulicherweise noch zahlreichen Bauernfamilien ist das Ehepaar Regina und Bernhard Mayer (Bild), aus einem ehemaligen Schweinemastbetrieb wurde ein vorbildlicher Bio-Hof mit vielfältigen Angeboten, die auch im eigenen Hofladen zu finden sind.
Aktuell frischer Eferdinger Weiß- und Grünspargel, Erdbeeren und Heurige Erdäpfel regionale Spezialitäten & hausgemachte Mehlspeisen, Frischgemüse der Saison.
Erdäpfel- und Spargelhof Mayer
4070 Fraham-Eferding, Inn 10. Tel. 07272/4175, Web: https://www.spargelhof.at/
Erste Berechtigung aus der Bauernschaft
Die Bauern wären berechtigt als erste Demonstranten wegen des Klimawandels aufzutreten, wenn Existenzgefahr besteht. Doch unsere heimischen Bauern haben für diese Gedanken keine Zeit, sie müssen stets auf die Wetterkapriolen achten, um ihre Ernteertrag nicht zu gefährden. Und es sind gerade die heimischen Bauern, die für die wichtigsten Lebensmittel sorgen.
Und solange die gewohnte Arbeitskraft und vor allem Motivation erhalten bleibt, kann sich die Bevölkerung sicher sein, dass vor Ort ihre Versorgung abgesichert ist. Dank des Innovationsgeistes, der ständigen Weiterbildung und der Vielfalt der Produkte haben die Konsumenten immer mehr Möglichkeiten auch direkt ab Hof einzukaufen. Dieser Positivtrend hält an, auch die Stadtbevölkerung nützt immer mehr den Ausflug aufs Land, um zum Beispiel in Hofläden einzukaufen.

Alle vier Erzeugergemeinschaften waren bei der Präsentation in Fraham dabei (im Bild von links) Alois Silmbroth (Salzkammergut Erdäpfel), Franz Stöbich Granitland Erdäpfel, Erdäpfel-Prinzessin Klara Kraxberger, Manfred Schauer (Eferdinger Landl Erdäpfel), LK-Präsident Franz Waldenberger, Regina und Bernhard Mayer vom Spargelhof Mayer und Martin Paminger (Sauwald Erdäpfel).

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