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welsÜberregionales | Wirtschaft | 01.06.2013

Aktuelle Diskussion über Arbeitszeit von Wels aus

Ist Arbeit wirklich so schlimm?

Erst kürzlich hatte Vöest-General Dr. Wolfgang Eder bei einer Diskussion die Frage gestellt „ist Arbeit wirklich so schlimm?“ Dabei ging es um das frühzeitige Denken von erst 30-jährigen über ihren Pensionsantritt.
Dazu passend folgte am 28. Mai die Einladung vom Welser Wirtschaftsbund-Obmann Josef Resch (im Bild mit seinem WB-„Chef“ Dr. Christoph Leitl) zu einer Info-Veranstaltung mit dem Titel „… wenn Leistung unter Strafandrohung steht!“. Dabei ging es um moderne und praxisgerechte Arbeitszeit-Regelungen, die die erfolgreiche Wirtschaft einfordert.
Das Ziel des Abends, zu dem der Wirtschaftsbund in der Welser Wirtschaftskammer Unternehmer eingeladen hatte, war die Probleme der aktuellen Gesetzeslage darzustellen und praxisorientierte Lösungsvorschläge aufzuzeigen.
Das große Interesse dokumentierte, wie brandaktuell die Arbeitszeit-Thematik ist. „Heute und vor allem mit Fachgesprächen möchten wir eine Bewusstseinsbildung schaffen, dass es uns mit den zurzeit geltenden Gesetzen sehr schwer fallen wird, auch weiterhin auf europäischer und internationaler Ebene konkurrenzfähig zu bleiben“, unterstrich Josef Resch sein Bemühen um eine längst fällige Anpassung der Gesetze an wirtschaftliche Bedürfnisse.
Reisezeit - einmal Arbeitszeit, einmal nicht…
Die fehlende Praxisrelevanz und die fallweise schon fast skurille Gesetzeslage wurde von Vertretern von drei Welser Leitbetrieben anschaulich dargestellt. Von der Spediton Englmayer wurden völlig unverständliche Regelungen und Interpretationen des Begriffes „Reisezeit“ aufgezeigt: Wenn ein Mitarbeiter als Beifahrer mitfährt gilt dies als aktive Reisezeit und damit als Arbeitszeit. Wenn er hingegen mit dem Zug fährt, gilt es rein rechtlich nicht als aktive Reisezeit.
Der „Zwangsversuch“ mit Betriebsräten
Die Firma Resch & Frisch berichtete über bürokratische Aufzeichnungspflichten bei Pausen. So wird trotz einzelvertraglicher Vereinbarungen mit jedem Mitarbeiter die automatische EDV-mäßige Berücksichtigung der festgelegten Pausenzeit nicht akzeptiert. Dies erfolgt nur bei Unternehmen mit einem Betriebsrat und stellt daher eine Diskriminierung von Betrieben ohne Betriebsrat dar.
Auslandsgeschäfte besonders betroffen
Große Hürden bereitet das österreichische Arbeitszeitrecht der Firma TGW Mechanics bei ihren Auslandsaufträgen. Als weltweit sehr erfolgreich tätiges Anlagenbau-Unternehmen konkurriert TGW mit Anbietern aus allen Kontinenten und muss bei diesen Auslandsbaustellen die österreichischen Arbeitszeitbestimmungen einhalten (z.B. heimische Feiertage), unabhängig von den Kundenanforderungen und den Wünschen der TGW-Mitarbeiter auf der Auslandsbaustelle.
Nicht der Arbeitsinspektor, sondern das Parlament…
In der Podiumsdiskussion mit Führungskräften vom Arbeitsinspektorat in Wels konnten die Teilnehmer auch Näheres über die Aufgaben und die Sicht der Arbeitsinspektoren erfahren. Das Resümee war, dass dieses heikle Thema sehr vielen Unternehmen unter den Fingernägeln brennt und die Lösung nicht in einer lockeren Handhabung der rechtlichen Grundlagen durch das Inspektorat, sondern in einer Änderung des Arbeitszeitgesetzes liegt. Also die Politik ist gefordert!
Flexiblere Arbeitszeiten schon lange gefordert
Als Lösungsvorschläge wurden flexiblere Arbeitszeiten sowie längere Durchrechnungs-Zeiträume genannt. Durch Mehrarbeit bei Auftragsspitzen und Arbeitsreduktion in auftragsschwächeren Zeiten könnte den betrieblichen Erfordernissen besser entsprochen werden. Flexiblere Arbeitszeiten kommen auch den Wünschen von Mitarbeitern nach mehr Zeitsouveränität und individueller Arbeitszeitgestaltung entgegen. „Völlig unverständlich sei in diesem Zusammenhang auch der Umstand, dass Bedienstete der öffentlichen Hand laut Gesetz 13 Stunden arbeiten dürfen, für Arbeitnehmer der Privatwirtschaft der Arbeitstag aber nach längstens zehn Stunden enden muss“, so Josef Resch.
Wir müssen uns dem Wettbewerb anpassen
Abschließend hielt Josef Resch f
est: „Nur durch eine Anpassung der Arbeitszeitregelungen an die wirtschaftlichen Bedürfnisse wird es uns gelingen, als Wirtschaftsstandort weiterhin attraktiv zu bleiben. Dabei müssen wir natürlich die Bedürfnisse der Arbeitnehmer berücksichtigen, denn schließlich kann ein Unternehmen nur mit gesunden und vitalen Arbeitskräften optimal wirtschaften. Der Wirtschaftsbund Wels wird sich daher massiv für eine Anpassung der veralteten Arbeitszeitbestimmungen einsetzen und als Speerspitze für ein modernes Arbeitszeitrecht fungieren.“
WB-Obmann Josef Resch war bereits persönlich in Wien unterwegs gewesen, um mit den zuständigen Ministern und Beamten die Problematik zu besprechen. Im Bild: Josef Resch inmitten der Welser Diskussionsrunde mit Arbeitsinspektorat, Rechtsanwalt, Firmenvertretern und Moderatorin.

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