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lambachLambach | Wirtschaft | 15.08.2014

Tunnelpatin Christine freut sich mit der Bevölkerung

Lambach wird nun „umtunnelt“

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Das Land Oberösterreich lud am 14. August die Bevölkerung von Lambach, Edt und Neukirchen zur „Tunnelanschlagsfeier“ der Nordumfahrung  von Lambach ein. Im Mittelpunkt der Feier stand Bürgermeisterin Christine Oberndorfer, die als Tunnelpatin auserwählt wurde. Landeshauptmann und sein Stellvertreter waren angereist, um diese Feier mit kräftigen Worten zu unterstreichen. Der Christine-Tunnel wird dazu beitragen, dass 2016 endlich die Verkehrs-Entlastung von Lambach möglich wird. Der visualisierte Filmbeitrag lässt die Interessenten bereits die Nordumfahrung befahren... 
Das hauptsächlich von Edt umgebene Gemeindegebiet von Lambach hat in zwei Jahren bezüglich Verkehrslawine hoffentlich ausgelitten. Jahrzehntelang verhinderte Edt nicht nur eine vernünftige Umfahrungslösung, sondern trug mit der Ansiedlung der Großspedition Gartner zum starken LKW-Aufkommen wesentlich bei.
Nur die Beharrlichkeit des Landes und Baureferent LH-Stv. Franz Hiesl schaffte eine Umfahrungslösung, die allerdings „sündteuer“ wird. Alleine der für den Schutz der Anrainer notwendige 912 m lange Tunnel wird 60 Mio. Euro (!) kosten. Bis zur Gesamtfertigstellung der 5,1 km langen Nordumfahrung von Lambach werden rund 107 Mio. Euro an Kosten anfallen.
Unverständlich daher, dass die Gemeinde Edt nun schon wieder demonstriert, weil die nun zusätzlich geplante Südumfahrung für Unmut sorgt. Allerdings sollte man die Fertigstellung der Nordumfahrung abwarten, denn die Südumfahrung ist im Vergleich wesentlich unwichtiger als viele andere Straßenprojekte in Oberösterreich.
Tunnelröhre das „Herzstück“ der Umfahrung 
Seit 2012 wird an der Umfahrungsstraße gebaut, um das Ortszentrum des Stiftsortes vor allem vom Schwerverkehr zu entlasten und den Lärm bzw. Luftschadstoffe im dicht besiedelten Ortskern reduzieren zu können. Die erste Bauetappe (Bild), die allerdings nur einen Kreisverkehr und keinerlei Entlastung brachte, konnte bereits Ende 2013 fertiggestellt werden. Heuer wurde mit der zweiten Bauetappe, die im wesentlichen aus dem Tunnelbauwerk, der Umfahrungsstraße und den restlichen Brücken besteht, begonnen.
Keine Sprengung, jedoch hoher Wasserandrang
Für das „Herzstück“ der Umfahrung sind im Gegensatz zu den meisten Tunnelbauten keine Sprengungen vorgesehen. Mittels des 35 Tonnen schweren Tunnelbaggers werden 65.000 Kubikmeter (!) an Erdmaterial herausgebrochen und auf einer Deponie gelagert. „Das Volumen entspricht etwa 4.300 LKW Fuhren“, zieht Straßenbaureferent Franz Hiesl einen anschaulichen Vergleich.
Für die Tunnelröhre werden insgesamt 43.000 m³ Beton und 2.300 Tonnen Stahlbeton eingebaut. Die größte Herausforderung für die Tunnelbauer wird laut Geologen der starke Wasserandrang von 50 Litern in der Sekunde sein. Mittels Pumpen wird der Grundwasserspiegel gesenkt, sodass eine trockene Tunnelbauweise garantiert werden kann. Nach der Fertigstellung werden die Pumpen abgeschaltet und der Grundwasserspiegel erreicht wieder sein ursprüngliches Niveau.
Modernste Sicherheit im Drei-Schicht-Betrieb
Der 912 Meter lange kostenintensive Tunnel wird mit modernster Sicherheitstechnik ausgerüstet. Zudem wird die Röhre durch zwei 30 Meter hohe Fluchtschächte zusätzlich für den Notfall gesichert.
„Um einen zügigen Baufortschritt zu erzielen, sind 100 Bauarbeiter im Drei-Schicht-Betrieb rund um die Uhr vor Ort tätig“, unterstreicht Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer die Bemühungen für eine rasche Fertigstellung. Diese ist für Ende 2016 vorgesehen.
Tunnelpatin löste einen mehrfachen Knall aus
Traditionell wird eine Frau zur Tunnelpatin ernannt, die während der Bauphase eines Tunnels dessen Patenschaft übernimmt. Diese Aufgabe wurde von Bürgermeisterin Christine Oberndorfer - mit Hilfe von Facharbeitern - übernommen. Die Patenschaft wurde mit einem mehrfach lauten Knall signalisiert. Christine ist während der Bauphase die irdische Vertreterin der „Heiligen Barbara“, der Schutzpatronin der Bergleute. Sie soll den Mineuren Glück bringen. Nach Fertigstellung der Bauarbeiten wird der Tunnel nach dem Vornamen der Tunnelpatin benannt.
Hohe Verkehrsbelastung, viele Unfälle
Derzeit liegt die Verkehrsbelastung im Osten von Lambach wochentags bei 15.300 Fahrzeugen pro 24 Stunden, der Schwerverkehrs-Anteil beträgt 14 %. Im Westen Lambachs liegt die Verkehrsbelastung bei 8.800 Fahrzeugen pro 24 Stunden, davon ebenfalls 14 % Schwerverkehrs-Anteil. Durch diese hohe Verkehrsbelastung kommt es im Ortszentrum von Lambach und bei der Einmündung der B144 Gmundener Straße in die B1 Wiener Straße laufend zu Verkehrsbehinderungen, Staubildungen und zu Unfällen.
Viele Unfälle. In den Jahren 2006 bis Ende 2011 sorgten insgesamt 95 Unfälle mit 132 Verletzten und einem Toten in diesem Bereich für eine traurige Bilanz. Mit der Fertigstellung der Umfahrungsstraße sollen die zahlreichen Unfälle der Vergangenheit angehören.
Bis zu 50 Prozent Verkehrsentlastung!
Durch die rund fünf Kilometer lange Nordumfahrung (im Bild der Blick aus das künftiges Westportals des Tunnels) können 30 bis 50 % des derzeitigen Verkehrs verlagert werden. Die Umfahrung wird mit 107 Millionen Euro Gesamtbaukosten der kostenintensivste Landesstraßenabschnitt in der oberösterreichischen Geschichte, doch
das Geld ist für den Baureferenten  gut investiert: „Diese Umfahrung wird ein Verkehrssicherheits-Projekt für die ganze Region.“
Die hohen Baukosten begründen sich mit den geologischen Verhältnissen und zahlreichen notwendigen Kunstbauten wie Über- und Unterführungen sowie die Tunnelröhre.
Wertschöpfung bleibt in der Region
Nach erfolgter EU-weiter Ausschreibung wurden die Bauarbeiten für den 2. Bauabschnitt an die ARGE Habau Hoch- und Tiefbaugesellschaft & G. Hinteregger & Söhne Baugesellschaft vergeben. „Besonders erfreulich ist natürlich, dass ein heimisches Unternehmen den Zuschlag für die Bauarbeiten erhalten hat“, freuen sich Pühringer und Hiesl gemeinsam. „Die Wertschöpfung bleibt somit in der Region und das schafft Arbeitsplätze.“
Rund 75 % aller Aufträge der Straßenverwaltung gehen direkt an oberösterreichische Unternehmen. Etwa 25 % werden an Unternehmen in Restösterreich vergeben und nur 0,41 % an ausländische Unternehmen.
Sieben Hektar großes Maßnahmenpaket
Bei einem Projekt dieser Größenordnung müssen Eingriffe in den Natur- und Landschaftsraum möglichst minimiert werden. Es wurden daher umfangreiche Schutz- und Ausgleichsmaßnahmen für Mensch und Umwelt berücksichtigt. Als Ersatz für die Versieglung von Offenflächen, Eingriffe ins Landschaftsbild sowie die notwendigen Rodungen ist ein umfangreiches Maßnahmenpaket im Ausmaß von sieben Hektar - ohne Ersatzaufforstungen - geplant.
Von den 600.000 m³ Überschussmassen in unterschiedlichster Qualität werden etwa 300.000 m³ zur Wiederauffüllung der Kiesgrube des Stiftes Lambach verwendet, die restlichen Massen werden auf verschiedenen privaten Grundflächen im Nahbereich der Trasse untergebracht.
Das Planbild zeigt nicht nur den Baufortschritt, sondern auch die „eingekesselte“ Lage des kleinen Gemeindegebietes der Marktgemeinde Lambach. Die Umfahrung wird zur Gänze auf Gemeindegebiet von Edt und zum kleinen Teil auf dem Gemeindegebiet von Neukirchen errichtet. Nur eine frühzeitige Zusammenlegung der Gemeinden Edt und Lambach hätte schon wesentlich früher zu einer schnelleren und wesentlich kostengünstigeren Umfahrungslösung führen können. Doch die sinnvolle Zusammenlegungen von Gemeinden ist in Oberösterreich noch immer ein „Tabu-Thema“.   

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