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welsWels Stadt | Geschehen | 31.12.2020

Bund bei Deutschförderung weiterhin säumig

HILFERUF blieb ohne Reaktionen

In Wels besuchen derzeit 4.577 Schüler die Volks- und Mittelschulen der Stadt. Rund zwei Drittel (!) haben Deutsch nicht als Muttersprache, das geht aus dem Integrationsbericht des Bundesministeriums hervor. Vor allem in den Pflichtschulen ist der Anteil von Schülern mit nicht-deutscher Umgangssprache am höchsten, weshalb dort auch erhöhter Handlungsbedarf besteht.
Der Großteil der Schüler ist aufgrund mangelnder Deutschkenntnissen nicht in der Lage, dem Unterricht zu folgen. Der Anteil der Volksschulen, an denen die Schüler sehr hohen Förderbedarf haben, liegt in Wels bei 81,9 Prozent (Studie: Arbeiterkammer, Statistik Austria, 2018). Das ist mit Abstand der höchste Prozentsatz in ganz Österreich. Steyr folgt mit 60 Prozent und Linz mit 50 Prozent. Aktuell gibt es in den Welser Pflichtschulen 18 Deutschförderklassen.
In Wels-Stadt liegt der Anteil der Schüler mit nicht-deutscher Muttersprache bei 68,8 Prozent (!). Die Zahl der Schüler mit nicht-deutscher Muttersprache steigt jedes Jahr um drei Prozent an. Experten sind sich einig, dass mangelnde Deutschkenntnisse zu schlechteren schulischen Leistungen führen.
Die Corona-Krise hat in vielen Bereichen zusätzlich einen enormen Schaden angerichtet, insbesondere im Bereich der Bildung. Wegen der Covid-19-Verordnungen fand monatelang kein Präsenzunterricht statt, was bei vielen Schülern zu Defiziten geführt – oder bestehende Defizite weiter vergrößert hat. Hauptursache dafür sind vor allem mangelnde Deutschkenntnisse.
Die Forderung nach mehr Unterstützung für Welser Schulen ist deshalb noch dringlicher geworden. Das von der Bundesregierung angekündigte Projekt „100 Brennpunktschulen“ muss aus Sicht der Stadt Wels endlich umgesetzt werden. Nachdem in Wels der Förderbedarf österreichweit am höchsten ist und alleine neun der elf Volksschulen sehr hohen Förderbedarf aufweisen, wäre eine Aufnahme der Volks- und Mittelschulen in dieses Schwerpunktprogramm dringend erforderlich, um eine verbesserte Personal- und Sachausstattung zu erreichen.
Gespräche. Am 1. Februar führte Bürgermeister Dr. Andreas Rabl gemeinsam mit Stadtrat Johann Reindl-Schwaighofer ein Gespräch mit Oberösterreichs Bildungsdirektor Dr. Alfred Klampfer und Bildungsdirektorin für Wels-Grieskirchen-Eferding Karin Lang. Der Wunsch der Stadt Wels nach mehr Unterstützung für Brennpunktschulen wird von allen Gesprächsteilnehmern sehr ernst genommen. Derzeit ist eine Arbeitsgruppe des Bundes mit der Ausarbeitung betraut, Ergebnisse liegen jedoch noch keine vor.
Keine Antwort! Auf den Brief an Bundesminister Heinz Faßmann vom 1. September 2020 (!) hat es bis heute keine Rückmeldung gegeben. Ohne zusätzliche Ressourcen kann Wels dieser alarmierenden Entwicklung nichts entgegensetzen.
Bürgermeister Dr. Andreas Rabl: „Die Situation in den Klassen ist teilweise untragbar. Durch Corona hat sich die Lage noch zusätzlich verschärft. Wir brauchen für unsere Schulen dringend mehr Ressourcen, wir dürfen die Lehrer hier nicht im Stich lassen. Ich appelliere deshalb nochmals an den Bund, rasch tätig zu werden. Sonst verspielen wir die Zukunft unserer Kinder.“

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