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welsÜberregionales | | 31.12.2020

Spargelbauern trotz kühler Witterung erwartungsfroh

SPARGEL hat ab sofort Saison

APRIL 2023 - Besondere Eindrücke erlebt man im Rahmen von Pressekonferenzen bei aktiven Bauernfamilien. Da wird man nicht nur von der Natur beeindruckt, sondern auch von der Natürlichkeit der Familien und deren enormen Engagement.
Begleitet von Politikern, die selbst von einem Bauernhof stammen und deren Praxiswissen die positiven und schwierigen Aspekte der Landwirtschaft beleuchten. Geschehen, weil die Spargelsaison startet und die Familie vom Bio-Bauernhof Hofmann in Enns ihre aktuellen Produkte präsentierte.
Beeindruckend dabei auch die nachvollziehbare und vielseitige Tätigkeit, getragen von einem jungen Brüderpaar, das zwei Schwestern geheiratet hat, die voll mit dabei sind. So ist auch die Vielseitigkeit in dem Bio-Bauernhof erklärbar, wo zwei Monate lang in einem Verkaufsraum nicht nur eigene, sondern auch Produkte von Partnerbetrieben zum Verkauf anbieten und für die restliche Zeit frische Produkte in einem eigenen Selbstbedienungs-Hofladen anbieten.
Seit 23 Jahren auch Spargelanbau
Was die Eltern zur Jahrtausendwende zusätzlich zur Landwirtschaft begannen, setzen die Jungen zusätzlich zur anderen Vielfalt an bäuerlichen Produkten mit viel Engagement fort. Jungunternehmer Rudolf und seine Frau Michaela Hofmann (Bild) gaben einen Einblick in die zeitaufwendige Arbeit für den Spargelanbau und setzen aber auch auf weitere Schwerpunkte.
Biohofmann. Ennser Spargelhof, Enns, Samesleitnerstraßße 17. Web: https://biohofmann.at
Der kühle, aber pünktlicher Start der Ernte des feinen Edelgemüses ist aktuell durch den tiefen Boden erschwert. Das Ehepaar Hofmann dazu: „Hoffentlich stürmen uns nicht gleich die Kunden, denn die volle Ernte wird sich etwas verzögern. Dank unserer freundschaftlichen Aufnahme von Erntehelfern kommen diese immer wieder. Unser Problem ist im Vergleich zu anderen Ländern nur das Lohnniveau, der Konkurrenz aus dem Ausland kann man nur mit gedämpften Preise begegnen. Auf jeden Fall tragen wir nicht nur aktuellen Inflation bei.“
Das Wetter ist nicht planbar
Anfang März litt die Landwirtschaft noch unter Trockenheit und man befürchtete eine bevorstehende Wasserknappheit. Zuletzt haben wir fast vier Wochen lang eine nasskalte Wetterperiode mit überdurchschnittlichen, aber äußerst dienlichen Regenmengen für den Spargel- und Gemüseanbau erlebt. Die heimischen Spargelbauern erwarten eine gute Spargel-Saison, die trotz der bislang kühleren Temperaturen pünktlich starten kann.
Alles, was der Spargel also jetzt noch braucht ist Sonne für warme Bodentemperaturen über 10 Grad Celsius und eine gleichmäßige Regenverteilung.
LW-Präsident Franz Waldenberger: „Mit dem Beginn der Spargelsaison Mitte April wird in Oberösterreich der erste kulinarische Höhepunkt in vielen privaten Küchen, aber auch Restaurants und Gastronomie-Betrieben eingeläutet. Das äußerst feine und beliebte Stangengemüse ist aus heimischer Produktion unter günstigen Witterungsbedingungen acht bis zehn Wochen erhältlich.   Vom kreativen Hobbykoch bis zum gelernten Haubenkoch tüfteln, erfinden und wetteifern Spargelliebhaber wieder von April bis Juni mit Spezialitäten aus dieser Gemüse-Köstlichkeit, die von den zwanzig heimischen 20 Spargelbauern mit viel Know-how für die kultiviert wird.

Die Saison 2023 im stabilen Erntefenster
Ernten vor dem 20. April erfordern in unseren Breiten, so wie heuer gut ersichtlich, bei Weißspargel den Einsatz von schwarz/weißen Verfrühungsfolien, welche die Spargeldämme erwärmen bzw. bei Grünspargel den Einsatz von Minitunneln, durch welche eine frühere Ernte ermöglicht wird und leichte Spätfröste hintangehalten werden können. Dies ist allerdings sehr arbeitsintensiv, erfordert eine ausreichende Verfügbarkeit von Arbeitskräften und ist kostenaufwändig. Der Vorteil der Folien und Tunnels: Der Spargel wächst gleichmäßiger und ermöglicht dem Spargelbauern eine gewisse Planungssicherheit.
Der „Johanni-Tag“ am 24. Juni markiert traditionell für die Spargelbetriebe den Saisonabschluss. Die Produktion stagniert in Österreich seit einigen Jahren mit einer Fläche zwischen 700 und 800 Hektar. Mit gut 65 Prozent ist Niederösterreich das führende Spargelbundesland. Den zweiten Platz belegt Oberösterreich mit einer Anbaufläche von 138 Hektar.
Erstmals in der rund 25-jährigen Geschichte des Spargelanbaus kommt es heuer zu einer Stagnation der Anbaufläche. Dies ist vor allem den Entwicklungen der letzten Saison geschuldet. Einerseits konnten circa acht Prozent der heimischen Ware nicht kostendeckend abgesetzt werden, aber gleichzeitig wurde 2022 im Vergleich zu den Corona-Jahren 2020 bzw. 2021 mit zeitweise geschlossenen Grenzen wieder mehr ,Billig-Spargel‘ aus anderen EU- bzw. Drittländern importiert.
Die Ernteerwartung liegt für die Saison in OÖ bei ca. 230 Tonnen weißem Spargel und 340 Tonnen grünem Spargel. Der tatsächlich erzielbare Ertrag ist aber wesentlich von der Tages- und Nachttemperatur und der Sonnenscheindauer abhängig.
Weitere Entwicklung hin zu Grün- und Biospargel
Während in Niederösterreich circa drei Viertel der Gesamtmenge als Weißspargel produziert wird, ist es in OÖ fast genau umgekehrt. Hier nahm die Produktion von Grünspargel in den letzten Jahren deutlich zu und es werden 71 Prozent (circa 98 Hektar) Grünspargel und 29 Prozent (circa 40 Hektar) Weißspargel produziert. Außerdem gibt es eine weitere leichte Verschiebung hinzu biologisch produziertem Spargel, welcher bereits circa 25 Hektar oder 18 Prozent der gesamten Anbaufläche ausmacht.
Hohe Lohnnebenkosten fördern Import
Für die Saison 2023 wurde mit 1. Jänner in OÖ. der Kollektivvertragslohn für Saisonarbeiter mit einer Beschäftigungsdauer bis zu neun Monaten von 1.530 Euro auf 1.576 Euro angehoben. Die Lohn- und Lohnnebenkosten für Saisonarbeiter sind in Österreich im Vergleich zu anderen Spargel-Anbauländern hoch und dies bedeutet für die heimischen Spargelbauern einen deutlichen Wettbewerbsnachteil.
So produzieren die EU-Herkunftsländer Griechenland, Ungarn, Polen, Slowakei und Slowenien zu circa 35 Prozent und Spanien und Italien zu circa 70 Prozent der österreichischen Lohn- und Lohnnebenkosten. Gespannt darf man auf die Marktauswirkungen der Mindestlohnanhebung in Deutschland von 9,82 Euro auf 12,00 Euro sein. Pro Hektar Spargel sind, je nach Betriebsorganisation und technischer Ausstattung, zwischen 1.000 und 1.200 Arbeitskraftstunden zu leisten.
Obwohl der Spargelkonsum in Österreich weiterhin im Trend liegt und der Gesamtverbrauch leicht zunimmt, bleibt die Anbaufläche in Österreich seit circa fünf Jahren gleich. (Marktanteils-)Gewinner im heimischen Handel sind also die Spargellieferanten aus dem Ausland mit wesentlich niedrigeren Lohnkosten. Während in Deutschland 2022 nur rund 15 Prozent des verbrauchten Spargels importiert wurden, betrug die Importquote in Österreich laut Statistik Austria 2.844 Tonnen oder 52,4 Prozent.
Agrar-Landesrätin Langer-Weninger: „Hohe Lohnkosten und steigende Importanteile bremsen langfristig die Betriebsentwicklung und damit die Leistungsfähigkeit zur Belieferung größerer Absatzmärkte. Zudem ist es bei importierter Ware bedeutend schwieriger, die angegebenen Produktionsstandards nachzuvollziehen. Lohn- und Sozialdumping ebenso wie umweltschädlichen Produktionsweisen wird so Tür und Tor geöffnet.“
Auch heuer setzen die Betriebe auf ihre bewährten Saisonkräfte. Diese kommen hauptsächlich weiterhin aus der Ukraine, aus dem Kosovo, aus Rumänien und vereinzelt noch aus Polen bzw. der Slowakei. Zur Ernte auf anderen Gemüsebaubetrieben kommen auch heuer an die 50 Personen aus Vietnam und erstmals aus den Philippinen zum Einsatz. Durch den Krieg in der Ukraine stehen zwar kaum männliche Arbeitskräfte zur Verfügung, diese werden aber mit großem Einsatz von ukrainischen Frauen vertreten.
Noch für den April ist von der Bundesregierung eine Verordnung des Ausländer-Beschäftigungsgesetzes zu erwarten. Demnach soll es für Vertriebene aus der Ukraine nach erfolgter Registrierung und Erhalt des Ausweises für Vertriebene einen freien, unkomplizierten Arbeitsmarktzugang geben.
Dank der Vielfalt der Produkte der heimischen Landwirtschaft und den doch noch vielen jungen und bestens ausgebildeten Landwirten braucht Österreich nicht bange sein um die Angebote aus heimischen Betrieben. Die Versorgungssicherheit hat hier einen großen Stellenwert.  
Vermarktungswege des OÖ Spargels
Im Gegensatz zum nö. Spargel, der zu ca. 50 Prozent über die Lebensmittelketten vermarktet wird, finden in Oberösterreich über 90 Prozent der Spargelstangen den direkten Weg zu den Konsumenten. Die größte Bedeutung hat dabei die Direktbelieferung an die Gastronomie sowie an Großküchen. Auch die Ab-Hof-Vermarktung spielt für die Produzenten eine bedeutende Rolle.
Die Qualitätssicherung erfolgt bei allen Betrieben entweder über die AMA-Gütesiegel-Produktion (AMA G.A.P.), eine Bio-Zertifizierung oder „Gutes vom Bauernhof“ und die zusätzlichen Herkunfts- und Qualitätsprogramme von „Genussland OÖ“ und „AMA-Genussregion“.
Beworben wird der Spargel auf hofeigenen Internetseiten, über Genussland OÖ und über den Dachverband der Gemüse-, Erdäpfel- und Obstbauern auf www.gemueselust.at sowie tagesaktuell auf der Facebookseite der Gemüsebauern www.facebook.com/gemueselust
Es ist zu erwarten, dass je nach Sortierung bzw. Klasse die Preisanpassung zwischen 50 Cent und einem Euro pro Kilogramm betragen wird. Damit wird sich das Preisband bei der Ab Hof- Vermarktung zwischen dem Suppen- oder Bruchspargel und dem Solospargel von circa 7 bis 14 Euro (Aufpreis für Bio-Ware zusätzlich circa 2 bis 3 Euro pro Kilogramm) bewegen.
+ Tipp 1: Zu Saisonbeginn ist verfrühter Spargel häufig eine Spur teurer als zur Haupternte. Ein Zuwarten von drei Wochen kann unter Umständen so manchen Euro sparen.
+ Tipp 2: Spargel sollte immer frisch gekauft werden und innerhalb kurzer Zeit verzehrtwerden. Dies vermeidet Lebensmittel-Verschwendung und hilft automatisch beim Sparen.
+ Tipp 3: Den Spargel nie offen liegen lassen, weil er sonst schnell an Feuchtigkeit verliert. Den weißen Spargel sollte man komplett in ein feuchtes Tuch einwickeln. Im Gegensatz dazu, wünscht der grüne Spargel nicht so viel Feuchtigkeit und die Köpfe sollten vom Tuch herausragen. Beide bewahrt man am besten im Gemüsefach des Kühlschrankes auf. Geschälten Spargel kann man in küchenfertiger Form und vorportioniert auch einfrieren und so nach Wunsch längerfristig aufbewahren.

Spargel-Saisonauftakt am Bio-Bauernhof Hopfmann in Enns. Ein verführerisch gedeckter Tisch und dahinter (in Bild von links) GEO-OÖ Obmann Ewald Mayr, Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger, LK-Präsident Mag. Franz Waldenberger, Michaela und Rudolf Hofmann.

Interessanter Link: Weitere Literatur, wie Rezepte und anderes Interessantes zum Spargel gibt es auf der Homepage: https://www.gemueselust.at

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28.04.2024 - 15:58:00