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welsWels Stadt | Kommentar | 12.03.2013

Um „Kaisers Bart“ 2:15 Stunden lang freudig gestritten

Unerträglicher Polit-Fasching

Da sitzen im Welser Gemeinderat vier Bürgermeister, vier Stadträte und 32 Gemeinderäte, die aus dem offensichtlich noch immer überreichlichen Steuertopf  für ihr öffentlich bekundetes Bemühen um das Gemeinwohl gar nicht schlecht bezahlt werden. Und dann geht es im Gemeinderat zu, als ob der ansonsten in Wels nicht vorhandene Fasching in dieses Gremium verlegt wurde. Das Bild dazu (mit einer Kette verschlossenes Volksgarten-Tor) hat bereits Symbolcharakter. 
Dabei ist die offizielle Faschingszeit längst vorüber und die Fastenzeit wäre angesagt. Doch zum „Fasten“  ist man nur offiziell bereit, nicht nur in dem Gremium geht es dagegen drunter und drüber.
Vor Beginn einer Gemeinderatssitzung begrüßt man sich überaus freundschaftlich, dann folgt die auch schon im Parlament so auffällig zelebrierte Redeeinleitung „Sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Kollegen“. Der Inhalt der einzelnen Debattenreden mit Aussagen über die angeblich so sehr geehrten Kollegen kann man später auf der Homepage der Stadt wortwörtlich nachlesen.
Kopfschütteln? Die auch mit „sehr geehrte“ angesprochenen (sehr wenigen) Besucher sitzen geradezu apathisch da und wissen nicht, wie sie mit dem Gehörten umgehen sollen. Da Zwischenrufe aus dem Publikum „nicht erlaubt“ sind, gibt es nicht einmal mehr ein Raunen.
Wir haben hier einen Kommentar (Direktlink http://www.welsin.tv/news.php?id=2970&catid=2) veröffentlicht, dem bei der Debatte um die Absicherung des Wagner-Festivals 2014 und 2015 in Wels eigentlich nichts hinzuzufügen ist.
Da wird 2:15 Stunden in alle Richtungen diskutiert und schließlich müssen sich die ehemals mehrheitsgewohnten Sozialisten in einer „geheimen“ Abstimmung einem gemeinsamen Antrag von FPÖ und ÖVP beugen. Eigentlich ging es dabei um jeweils 8.000 Euro Subventions-Erhöhung und Zukunftsabsicherung.
In Wahrheit wurde der Antifa-Schatten der SPÖ wieder aus der Versenkung geholt. Jene Vereinigung, die den Welser Bürgern seit Jahrzehnten ihr „braunes Gedankengut“ medial nachsagen wollen. Allerdings ist und war der weitaus überwiegende Teil der Bevölkerung erst in der Nachkriegszeit in diese Stadt gekommen.
Und um Schlagzeilen in den Medien produzieren zu können, hat man schon vor vielen Jahren das nationale Gedankengut eines weltberühmten Komponisten immer wieder ausgraben. Anlässlich des 200. Geburtstages von Richard Wagner ist seine Musik weltweit in aller Munde und das neue Musiktheater in Linz würdigt dessen Werke nicht nur bei der Eröffnung, sondern hat den gesamten „Ring der Nibelungen“ ins Programm aufgenommen. Wo ist da die Antifa..? 
Doch wirklich gelungen ist der Antifa in Wels nur ein „Erinnerungsweg“, der vom getriebenen Bürgermeister in den ach so erfolgreichen Agenda-21-Prozess eingebaut wurde. Die Welser fragen sich in diesem Zusammenhang nicht nur über die Sinnhaftigkeit eines derartigen Weges, sondern auch wo denn bisher die Belebung der Innenstadt im Zuge des vom Land geförderten „Bürgerbeteiligungs-Prozess“ bereits erfolgt ist.
Hoffentlich wird es in Wels nicht zu spät sein, bis sich engagierte Bürger zusammentun und der Politik einen Spiegel ihres Wirkens vorhalten. Es kann doch nicht sein, dass man sich ständig gegenseitig ehrt und mit Medaillen behängt, ohne wirklich dafür zu sorgen, dass Wels angesichts der Wirtschaftskraft auch sinnvoll verwaltet wird.
Leider hat sich die Gesellschaft weder in der Aufbauzeit, noch in der Hochkonjunktur wirklich mit den politischen Entscheidungen auseinandergesetzt. Da wurden viele kostspieligste Entscheidungen gefällt, die nur durch ein ständiges Wirtschaftswachstum finanziert werden können.
Die Schuldenpolitik wird der Bevölkerung genauso wie das Generationsproblem einmal kräftig auf den Kopf fallen.
Ewiggestrige oder Politik? Die ständig aufgewärmten medialen Versuche an die böse Generation der „Verblendeten“ zu erinnern, wurden jüngst durch die Hugo-Portisch-Serie ad absurdum geführt. Jene Österreicher, die den ersten Weltkrieg und die Folgen miterlebt haben, können sich heute nicht mehr wehren. Denn die wahre Geschichte lehrt, unter welchen Entbehrungen auch die Politik bereits in den 20iger Jahren versucht hat, mit Hilfe eines Zusammenschlusses mit Deutschland wirtschaftlich zu überleben. Da kann man sich in Zeiten des Über-Wohlstandes und in Friedenzeiten nicht einmal hineindenken.

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